#1
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 09.11.2004 19:24von Claus • | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte Gebaut in ca. 3700 Exemplaren ist der Wagen eine deutsch-amerikanische Co-Produktion und eng mit einem Mann verbunden, dessen Lebenswerk als Ingenieur irgendwo zwischen Auto- und Bootsbau einzuordnen ist:
Hanns Trippel (geboren am 19.07.1908 - verstorben am 30.06.2001) Ohne akademische Ausbildung zum Ingenieur, Felix Wankel hatte auch keine, war er als Praktiker in die Konstruktion eingestiegen. 1932 präsentierte er seinen ersten auf einem DKW Rahmen aufgebauten Schwimmwagen in Oppenheim am oder besser im Rhein - schwimmend! Zusammen mit Freiherr König-Fachsenfeld forschte er dann in den 30ern intensiv an Stromlinienkarossen. Und immer wieder fiel er durch seine schwimmfähigen Fahrzeuge auf. Es kam, was kommen musste. Das Militär wurde auf die interessanten Fahrzeuge aufmerksam und so kam die Sache in Schwung. Trippel erhielt staatliche Förderung zur Entwicklung weiterer Prototypen. Zeitweise war Trippels Werkstatt im saarländischen Homburg untergebracht. Mit einem dieser Prototypen setzte er Ende September 1938 von Neapel nach Capri über und ging als Sensation durch die Presse. Das SG6 genannte Fahrzeug, von Trippel für den wohlhabenden Bürger gedacht, wurde allerdings zu Kriegsbeginn nicht von diesen sondern der Wehrmacht in großer Zahl geordert. Dadurch waren die vorhandenen Produktionsanlagen überlastet. Trippel erhielt daraufhin die soeben im Elsass besetzten Fabriken von Bugatti. Bis 1944 entstanden so ca. 1000 Trippel Fahrzeuge. Nach dem Krieg bekam er zunächst einmal die Quittung durch die Alliierten. Er wurde den Franzosen übergeben, die ihn erst mal für 3 Jahre in Haft steckten. Kaum entlassen begann er 1948 wieder mit dem AUtobau. Dieses Mal waren es Kleinwagen. Einer der bekanntesten ist der Weidner S70. Dem Porsche 356 nicht unähnlich war ein kleiner Heckmotorsportwagen entstanden, der in etwa 130 Exemplaren gebaut und verkauft wurde. Ende der 50er konnte ihn die in den USA gegründete Amphicar Corp. als Konstrukteur für ein schwimmfähiges Freizeitfahrzeug gewinnen. Alligator hieß das Produkt seiner Entwicklung. Es war ein dreisitziges Cabrio, bei dem der Fahrer in der Mitte Platz nahm. Und schwimmen konnte das Ding auch.Bald darauf interessierte sich die Quandt-Gruppe für den Entwurf. Die Quandt-Gruppe, bekannt durch die Beteiligung an BMW, erwarb eine Lizenz des Alligator Entwurf und konstruierte weiter. Hanns Trippel war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr an der weiteren Entwicklung beteiligt. Heraus kam der Amphicar, der in der Quandt-eigenen Werft in Lübeck Schlutup gebaut werden sollte. 25000 Exemplare lautete die Vorgabe. Die waren aber nicht zu erreichen, da der amerikanische Markt das Auto nicht annahm wie erwartet. So wurde die Produktion im Jahr 1963 nach Berlin verlegt. Im dortigen Werk der Deutschen Waggon und Maschinenfabriken GmbH wurde bis zur Produktionseinstellung im Jahr 1968 das Amphicar 770 hergestellt. Mit technischen Problemen gesegnet und sowohl auf der Straße wie im Wasser zu leistungsschwach litt der Wagen von Anfang an unter dem zwangsläufig entstehenden schlechten Image. Ein britischer Motor von Standard 1,2 Liter und 38 PS stark sollte den Wagen zu Land 110 km/h und im Wasser 10 km/h schnell werden lassen. Hinten eingebaut und an ein Wechselgetriebe angeflanscht trieb er mal über ein 4-Gang Getriebe die Hinterräder oder die beiden Bootsschrauben aus Polyamid an. Ins Wasser hinein war die einfache Übung. Wieder herauszufahren die kniffelige. Mit dem leistungsschwachen Antrieb und fehlendem Allradantrieb keine leichte Übung, wenn nicht gerade mal ideale Bedingungen im Uferbereich vorhanden waren. Da eine sollche Konstruktion niemals 100% wasserdicht ist, war auch eine Lenzpumpe an Bord, die wie bei einem richtigen Schiff dafür sorgen sollte, daß eingedrungenes Wasser wieder den Bootskörper verlässt. Aber lest selber weiter. Ich hab ein paar Links zum Thema zusammengetragen... Mit freundlichen Grüßen Claus Links zum Thema: Alle Trippel Fahrzeuge gibt es hier Wissen aus dem Rundfunk Das wunderschöne Weidner Coupé Viel Lesestoff zum Amphicar
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#2
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 09.11.2004 19:36von sinovelo • | 903 Beiträge | 970 Punkte Hi Claus,
das hast du mal wieder hervorragend zusammengetragen. Sehr interessant!!!! Auf dem Photo sieht man an zweiter Stelle einen VW-Schwimmwagen. Als etwa 11-jähriger hatte ich mal Gelegenheit in so einem Oldie auf einem Truppenübungsplatz mitzufahren. Das war ein unglaubliches Erlebnis, denn das Ding krabbelte über alle Hindernisse, durch Schlamm und Dreck, dass man das Gefühl hatte, in einer Achterbahn zu sein. Und das alles ohne zugeschalteten Allradantrieb. Die glatte Wanne als Unterboden hat beim Fahrer sicher eine Furchtlosigkeit erzeugt, die neuzeitliche SUV-Fahrer nie erleben werden. Seltsam, dass man dieses Konzept so nie wieder aufgegriffen hat. Oder hat man, und ich habs verpasst?
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#3
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 09.11.2004 19:49von Claus • | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte ... stimmt, das ist ein KdF Wagen Typ 166. Der 166 hat allerdings Allradantrieb und an beiden Achsen auch Differentialsperren. Der 166 ist technisch eng verwandt mit dem ebenfalls allradgetriebenen Typ 87, dem Kommandeurswagen.
Irgendwie ist das wohl der Urgroßvater des Golf Country. Das ist der einzige Golf II, den die Bastelkids 30 cm tiefer legen können
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#4
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 09.11.2004 21:11von sinovelo • | 903 Beiträge | 970 Punkte ...wobei - wenn ich das richtig erinnere, der Golf 'Country' zwischen den Achsen keine gewachsene Bodenfreiheit hatte. Allenfalls mehr Bauchfreiheit. Weil Motor und Getriebe mit 'unten' geblieben sind und nur die Karosserie höher gesetzt wurde.
Naja, war ja dann auch ein ziemlicher Flop. Richtig Bodenfreiheit hatten dagegen die ersten Bullys von VW. Mit Portalachsen, fast wie ein Unimog. Auch wieder ein Konstrukt, das manch einem Geländewagen bestens zu Gesichte stünde. Die späteren (Typ2) VW-Busse hatten das dann nicht mehr. Resultat: Andauernd kaputte Gelenkwellen.
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#6
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 10.11.2004 09:25von Claus • | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte Schön, schön Judith!
Das Problem mit dem Schiebedach lässt sich doch aus der Welt schaffen. Frag mal beim örtlichen Dönerstand nach einem guten türkischen 3er BMW Tuner. Der macht dir mit Flex Schiebedach größer und wennste willst auch noch Federn kürzer. Oder schau mal ins Polo-Forum . Dort ist die Devise 'Was nicht passt, wird passend gemacht'. Mit tiefergelegten Grüßen Claus
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#8
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 10.11.2004 11:15von WENDELIN_H (gelöscht) OK Claus,
zum Golf Country muss ich dann doch herzlich mitlachen. Das Teil hat weder mit Geländewagen, noch mit SUV was zu tun, es ist einfach nur ein Witz. Wie Henning schon geschrieben hat – im Prinzip hat VW lediglich die Karosse höher gesetzt bzw. genaugenommen war es ein Kompromiss zwischen höherer Karosse und längeren Federbeinen. Des Teil setzte genauso schnell auf wie jeder normale Golf. Grüße aus dem wilden Süden Jürgen
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#9
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 10.11.2004 17:35von Claus • | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte ... den Country Golf als Witz abzutun, naja ... Immerhin ist der Wagen mit Allradantrieb über Viscodifferential wirklich in der Lage, auch mal in leichtem Gelände zu fahren. Er hat übrigens einen zusätzlichen Rahmen bekommen. Motor und Getriebe sitzen in der sonst beim Golf II üblichen Position.
Man kann ihn meiner Ansicht nach deshalb auch als frühen Vertreter der heute beliebten SUV betrachten. Vergleicht man ihn mit echten 'Pseudo-Geländewagen' aus Vergangenheit und Gegenwart wie Matra-Simca Rancho, dem Rover Streetwise (Werbeaussage: Das Leben im Großstadt-Dschungel ist hart? Stimmt. Überleben ist alles?...) oder dem Citroën C3 X-TR (Werbeaussage: Er gibt sich wild und provoziert gerne. Aber das ist Tarnung.... ) schneidet er gar nicht schlecht ab. Die besseren Voraussetzungen als SUV ernst genommen zu werden, dürfte in diesem Fall der Golf Country haben. Denn die Konkurrenz setzt nur auf die Optik eines Geländewagens. VW hat dem Wagen auch das Zeug dazu mit auf den Weg gegeben. Gebaut wurde das Auto übrigens bei Steyr Daimler Puch in Österreich. Mit freundlichen Grüßen Claus
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#10
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 12.11.2004 18:14von Helmut • Foreninventar | 586 Beiträge | 618 Punkte Booaah,
Kaum hab ich mal ein paar Tage nicht reingeschaut, da hat Claus schon wieder sein Lexikon geöffnet !! Und andere hat er auch noch initiiert was interessantes zu bringen ! Da kann ich absolut nicht mehr mithalten !! Echt Klasse Claus !!! Nur das Wankel auch kein ing. sondern "nur" so'n Tüftler war wusste ich ! Eigentlich ist es schade, dass der RX 8 vom Mazda konkurennzlos ist, ich finde wenn man das Konzept konsequent verfolgen würde ist da noch viel drin. War ja mit dem Diesel auch so, wenn man die Diesel von heute und von vor 30 Jahren vergleicht !! Oder erst die Flugzeugtriebwerke und deren Leistungen ! Es müssen gerade noch 20 % der Triebwerksleistungen erzeugt werden, der Rest kommt so nebenbei durch Kompression und Luftdurchsatz "nebenbei" !! Und unsere Top-Manager verkaufen den Weltbesten Triebwerkhersteller aus Deutschland an die USA !!Aber ich will mich heute nicht mehr aufregen !!! Grüsse Helmut
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#11
Amphicar - die Spur führt auch ins Saarlandin Oldtimer 14.11.2004 11:29von Claus • | 1.084 Beiträge | 1800 Punkte Hallo Helmut,
es ist wirklich sehr schade, daß sich die 'großen' Hersteller in Deutschland nicht intensiv um die Weiterentwicklung des Wankelmotors bemüht haben. Der C111 von 1969 hatte schon als Prototyp ein erstaunlich hochwertiges Finish mitbekommen. Das Auto war im Gegensatz zu vielen Studien aus USA und Italien sogar fahrbar. Das beweisen nicht zuletzt die Weltrekorde, die ein paar Jahre darauf mit Dieselmotoren in diesem Auto erreicht wurden. Die Entwicklung des Dieselmotors bekam den ersten richtigen Schub in Richtung Zukunft durch die Kombination der Abgasturboaufladung mit der kontrollierten Direkteinspritzung. Erstmals durch Audi am 5-zylindrigen Audi 100 TDI verwirklicht. Natürlich ist bis zum heute üblichen 'Renndiesel' für Jedermann noch ein gutes Stück Weiterentwicklung vollbracht worden. Alle anderen Versuche zuvor waren mehr oder weniger gelungene Kompromisse. Die meisten waren übrigens weniger gelungen. Einige davon hab ich im Laufe der Jahre gefahren. Am wenigsten haben mich die Turbos von Peugeot überzeugt. Vom Fleck weg lahm und träge, dazu eine Geräuschkulisse wie in einem Lieferwagen. Das konnte es nicht sein. Die absolut ruppigste Laufkultur hatten die ersten Fiat Direkteinspritzer. Dafür waren die etwas fixer aus dem Stand heraus. Audi's 5-zylindriger Wirbelkammerdiesel klang dagegen wie eine schnurrende Katze. Am ehesten als wirklich kultiviert - in Bezug auf Leistung und vor allem die Akustik - kann meiner Ansicht nach der BMW 524 td gelten. Ein feiner 6 Zylinder mit guten Manieren und warm gefahren kaum vom Benziner zu unterscheiden. Mit freundlichen Grüßen Claus :pluriel
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