Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe kritisiert geplante EU-Vorgaben, die auf einen Verzicht auf Messungen am Auspuff hinauslaufen - Manipulationen vorprogrammiert
Nach der unter dem Druck der scheidenden Bundesregierung erfolgten Aufweichung der EU-Vorgaben für die künftigen CO2-Grenzwerte von Pkw stehen die deutschen Automobilhersteller in Brüssel nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) schon wieder vor einem zweifelhaften Erfolg: Aktuell droht der Verzicht auf jegliche Abgasmessungen am Auspuff (so genannte "Endrohrmessung"), zugunsten einer alleinigen Auswertung der elektronischen On Board Diagnostik (OBD), die Fehler unter anderem im Abgasverhalten der Fahrzeuge vermelden soll. Die Diagnosegeräte übersehen jedoch einen Großteil der abgasrelevanten Fehler und sind überdies leicht zu überlisten.
Deutschland zählt erneut zu den Mitgliedstaaten, die eine im Vorschlag der EU-Kommission ursprünglich vorgesehene verbindliche Endrohrmessung als Ergänzung zur so genannten OBD-Auslesung torpediert haben. Sollte die Vereinbarung in der derzeit drohenden Form in der kommenden Woche endgültig beschlossen werden, ist nach Überzeugung der DUH absehbar, dass auch künftig ein Großteil fehlerhafter Abgassysteme unerkannt bleibt und Gesundheit und Umwelt belastet. Zahlreiche Studien belegen, dass die OBD auch grobe Fehler bei der Abgasreinigung nicht zuverlässig bemerkt. Zudem waren die Daten allein im letzten Jahr laut Zentralverband des Kraftfahrzeuggewerbes bei ca. drei Millionen Fahrzeugen aufgrund von Softwarefehlern nicht prüfbar.
Nach DUH-Recherchen finden sich im Internet zahlreiche Anbieter, die den Ausbau von Partikelfiltern bei gleichzeitiger "Anpassung" der OBD anbieten, damit "Ihre Maschine wieder durchatmet", wie einer der Anbieter verspricht. Mehr Leistung und kein weiterer Aufwand zur Wartung des Filters werden versprochen. Damit die Bordelektronik nicht Alarm schlägt, ist eine "Überarbeitung" der Software mit im Angebot.
"Auch für Pkw gilt: Entscheidend ist was hinten rauskommt", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Wenn die EU-Regelung so wie derzeit diskutiert komme, werde damit nicht nur die aktuell praktizierte Abgasuntersuchung, sondern auch jede Weiterentwicklung von Abgasstandards in der Zukunft zur Farce. Resch: "Wieder einmal setzt sich die Bundesregierung ausschließlich für die Interessen der Autohersteller ein. Bei Umsetzung der derzeit vorgesehenen Regelung werden wir künftig deutlich mehr Fahrzeuge ohne funktionierende Partikelfilter und Katalysatoren sehen als heute. Das wird die Luft in unseren Städten weiter verschlechtern."
Stichprobenartig hat die DUH mit Hilfe eines tragbaren Messgerätes die Zahl der ultrafeinen Partikel in der unmittelbaren Umgebung von Dieselfahrzeugen der Abgasstufe Euro 5 gemessen. Diese Fahrzeuge müssen ab Werk mit einem Partikelfilter ausgestattet sein. "Unsere Messergebnisse sind erschreckend. Der massive Anstieg der Partikelanzahl bei Vorbeifahrt dieser Fahrzeuge zeigt eindeutig, dass etwa acht Prozent der Fahrzeuge einen fehlerhaften oder sogar gar keinen Filter mehr an Bord haben. Die OBD wird ausgetrickst. Wenn wir künftig bei der Abgasuntersuchung allein auf die Instrumente und die Angaben der Autohersteller setzen, dann bestimmt der Teufel die Temperatur der Flammen. Das können wir nicht zulassen", so der internationale Verkehrsberater Axel Friedrich.
Die DUH fordert die amtierende Bundesregierung (noch zuständig ist Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, CSU) dringend auf, ihren Kurs zu überdenken. Sie müsse sich im Rahmen der aktuellen Verhandlungen in Brüssel für die Festlegung einer verbindlichen Endrohrmessung bei der Abgasuntersuchung einsetzen, um den Schutz der Menschen vor den hochgefährlichen ultrafeinen Partikeln sicherzustellen.
Quellen Nachweis: http://www.presseportal.de/pm/22521/2614...thilfe_e_v/mail